Wie funktionieren Smart Contracts?
Smart Contracts sind selbstausführende Verträge, die auf der Grundlage von Blockchain-Technologie und Programmcode entwickelt werden. Dieser Code definiert die Bedingungen und Regeln des Vertrags und ermöglicht automatische Aktionen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Sie werden auf Blockchain-Plattformen wie zum Beispiel Ethereum implementiert und ausgeführt.
Inhaltsangabe
Die Erstellung eines Smart Contracts beginnt mit dem Schreiben des Vertragscodes in einer speziellen Programmiersprache, wie zum Beispiel Solidity für Ethereum. Dieser Code beinhaltet in der Regel Wenn-Dann-Anweisungen, die bestimmte Aktionen auslösen, sobald die festgelegten Bedingungen erfüllt sind.
Ethereum Virtual Machine (EVM)
Ein wesentlicher Aspekt der Funktionsweise von Smart Contracts auf der Ethereum-Plattform ist die Ethereum Virtual Machine (EVM). Die EVM ist eine abstrakte, dezentrale und unveränderliche Rechenmaschine, die auf jedem Knoten im Ethereum-Netzwerk ausgeführt wird. Sie ermöglicht die Ausführung von Smart Contracts, indem sie den Vertragscode in Bytecode übersetzt und diesen in einer isolierten Umgebung ausführt. Dies gewährleistet die Sicherheit und Integrität des gesamten Netzwerks.
Die Ausführung von Smart Contracts auf der EVM ist nicht umsonst und kostet sogenannte "Gas fees" (Sprit-Gebühren). Diese Gebühren werden mit Ether bezahlt, die Währung des Ethereum-Netzwerks.
Nachdem ein Smart Contract entwickelt und getestet wurde, wird er auf der jeweiligen Blockchain-Plattform bereitgestellt. Dieser Prozess umfasst das Senden des Vertragscodes an das Netzwerk, wo er auf einem oder mehreren Knoten gespeichert wird. Jeder dieser Knoten ist Teil des verteilten Netzwerks, das die Blockchain stützt.
Sobald die Bedingungen des Smart Contracts erfüllt sind, wird er automatisch von der EVM ausgeführt.
Die Ausführung eines Smart Contracts kann zum Beispiel folgendes beinhalten:
Übertragung von Kryptowährungen oder digitaler Assets
Auslösen von Ereignissen in anderen Smart Contracts
Aktualisieren von Informationen auf der Blockchain
Die resultierenden Transaktionen werden von den Knoten ("Nodes") im Netzwerk validiert und als neue Blöcke zur Blockchain hinzugefügt.
Durch ihre dezentrale und unveränderliche Natur sind Smart Contracts transparent, manipulationssicher und selbstverwaltend. Sie ermöglichen vertrauenswürdige Transaktionen und Vereinbarungen zwischen verschiedenen Parteien, ohne auf Zwischenhändler wie Banken oder Notare angewiesen zu sein.
Die 10 größten Smart Contract Plattformen
Smart Contract Plattform | Marktkapitalisierung | Konsens-Mechanismus | Gründer |
---|---|---|---|
Ethereum | 356,66 Mrd. € | Proof of Stake | Vitalik Buterin, Gavin Wood |
Solana | 108,66 Mrd. € | Proof of History, Proof of Stake | Anatoly Yakovenko, Raj Gokal |
BNB | 84,62 Mrd. € | Proof of Staked Authority | Changpeng Zhao |
Cardano | 26,76 Mrd. € | Proof of Stake (Ouroboros) | Charles Hoskinson |
Avalanche | 13,2 Mrd. € | Proof of Stake | Emin Gün Sirer |
Polkadot | 7,77 Mrd. € | Nominated Proof of Stake | Gavin Wood, Robert Habermeier, Peter Czaban |
NEAR Protocol | 6,42 Mrd. € | Proof of Stake (Doomslug) | Erik Trautman, Alex Skidanov, Illia Polosukhin |
Cosmos | 2,32 Mrd. € | Delegated Proof of Stake (Tendermint) | Jae Kwon, Ethan Buchman |
Fantom | 1,81 Mrd. € | Lachesis | Dr. Ahn Byung Ik |
Algorand | 1,68 Mrd. € | Pure Proof of Stake | Silvio Micali |
Vorteile von Smart Contracts
Automatisierung: Smart Contracts führen automatisch Aktionen aus, sobald vordefinierte Bedingungen erfüllt sind. Das spart Zeit und reduziert menschliche Fehler.
Transparenz: Da die Vertragsbedingungen auf der Blockchain gespeichert sind, können alle Teilnehmer die Details einsehen und überprüfen.
Kosteneffizienz: Durch die Beseitigung von Zwischenhändlern wie Banken oder Notaren können Smart Contracts dazu beitragen, Transaktionskosten zu reduzieren.
Sicherheit: Die Blockchain-Technologie bietet ein hohes Maß an Sicherheit und Unveränderlichkeit. Manipulationen oder nachträgliche Änderungen des Vertrags sind nahezu unmöglich.
Vertrauen: Smart Contracts ermöglichen vertrauenswürdige Transaktionen zwischen verschiedenen Parteien, ohne auf Dritte angewiesen zu sein.
Nachteile von Smart Contracts
Technische Komplexität: Die Erstellung von Smart Contracts erfordert spezialisierte Programmierkenntnisse, was für viele Menschen eine hohe Einstiegsbarriere darstellt.
Fehleranfälligkeit: Programmierfehler oder Sicherheitslücken im Code können schwerwiegende Konsequenzen haben, da sie möglicherweise ausgenutzt werden und zu finanziellen Verlusten führen können.
Mangelnde Flexibilität: Smart Contracts sind sehr rigide in ihrer Ausführung. Wenn sich Umstände ändern oder unvorhergesehene Situationen auftreten, kann es schwierig sein, den Vertrag anzupassen, ohne ihn komplett neu zu erstellen.
Regulierung und Rechtsunsicherheit: Da Smart Contracts und die Blockchain-Technologie relativ neu sind, besteht in vielen Ländern noch Unklarheit bezüglich ihrer Regulierung und rechtlichen Anerkennung.
Skalierbarkeit und Leistung: Die Leistungsfähigkeit und Skalierbarkeit von Smart Contracts können durch die Limitationen der zugrunde liegenden Blockchain-Plattform beeinträchtigt werden, was zu Engpässen und Verzögerungen bei der Ausführung führen kann.
Beispiele und Anwendungsbereiche von Smart Contracts
Beispiel 1: Finanzwesen
Smart Contracts können für eine Vielzahl von Finanzdienstleistungen eingesetzt werden, wie zum Beispiel automatisierte Zahlungen, Tokenisierung von Vermögenswerten, Derivate oder dezentrale Finanzanwendungen (DeFi).
Beispiel 2: Lieferkettenmanagement
Smart Contracts bieten im Lieferkettenmanagement die Möglichkeit, Transaktionen, Produktionsprozesse und Lieferungen automatisch abzuwickeln und zu dokumentieren.
Beispiel 3: Immobilienmarkt
Smart Contracts können den Kauf, Verkauf oder die Vermietung von Immobilien vereinfachen, indem sie automatisch Zahlungen, Übertragungen von Eigentumsrechten und andere relevante Vertragsklauseln ausführen.
Beispiel 4: Geistiges Eigentum und Urheberrecht
Smart Contracts können für die automatische Lizenzierung und Verteilung von Tantiemen für Urheberrechtsinhaber verwendet werden.
Beispiel 5: E-Government
Einsatzmöglichkeiten für Smart Contracts im öffentlichen Sektor sind unter anderem die Vergabe von Lizenzen, Genehmigungen oder die Verwaltung von Sozialleistungen.
Smart Contracts erstellen und programmieren
Für die Erstellung eines Smart Contracts sind grundsätzlich Programmierkenntnisse nötig. Die aktivsten und beliebtesten Programmiersprachen für die Erstellung eines Smart Contracts sind Solidity und Vyper. Vorkenntnisse in den Programmiersprachen Python und Javascript sind von Vorteil.
Nachfolgend findest du eine grobe Anleitung für die Erstellung und Programmierung von Smart Contracts für Ethereum:
Schritt 1: MetaMask Wallet herunterladen
Schritt 2: Mit Testnetzwerk verbinden
Schritt 3: Testnetzwerk Wallet aufladen
Schritt 4: Remix-Browser
Schritt 5: .sol Datei erstellen
Schritt 6: Kompilieren
Schritt 7: Deployment
Schritt 8: Testen und Livegang
Weiterführende Lernressourcen für Solidity und Ethereum
Rechtslage bei Smart Contracts
Definition und Durchführung von Smart Contracts
Smart Contracts sind keine traditionellen, (digital) signierten Vereinbarungen, sondern computergesteuerte Programme, die auf Blockchain-Technologie basieren. Sie speichern die Vertragsbedingungen in Code ("code is law"), der die vollständig automatisierte Ausführung ermöglicht. Einmal aufgesetzt, werden Smart Contracts als Datenblock in der Blockchain gespeichert und ausgeführt, sobald die Vertragsbedingungen erfüllt sind.
Rechtliche Anerkennung von Smart Contracts
Es gibt Fragen zur rechtlichen Anerkennung von Smart Contracts. Anwälte beantworten diese Frage im Kontext der standardisierten Vertragsgrundsätze - Angebot, Annahme und Gegenleistung. Sofern diese Elemente vorhanden sind, können Smart Contracts als rechtlich bindende Verträge angesehen werden. Einige Staaten, wie z. B. Arizona und Nevada in den USA, haben Gesetze verabschiedet, die Smart Contracts anerkennen, aber nicht automatisch in bindende Verträge umwandeln.
Rechtliche Durchsetzung von Smart Contracts
Die Durchsetzbarkeit von Smart Contracts hängt von bestimmten Regeln ab:
Angebot, Annahme, Gegenleistung: Für eine rechtliche Durchsetzbarkeit müssen alle diese Komponenten vorhanden sein.
Rechtlich zulässige Bedingungen: Ein Vertrag darf keine Bedingungen enthalten, die gesetzlich nicht durchsetzbar sind.
Elektronische Unterschriften: Smart Contracts müssen rechtlich für elektronische Signaturen zugelassen sein. Einige Arten von Vereinbarungen können nicht elektronisch unterzeichnet werden.
Herausforderungen und rechtliche Probleme
Es gibt einige Herausforderungen und mögliche Probleme bei der Nutzung von Smart Contracts:
Automatische Durchsetzung: Falls sich die Bedingungen eines Smart Contracts als rechtlich nicht durchsetzbar herausstellen, kann dies zu Schwierigkeiten führen, da das Contract automatisch ausgeführt wird.
Vertragsänderungen: Nach der Aktivierung eines Smart Contracts können keine Änderungen mehr vorgenommen werden. Mögliche Änderungen erfordern das Erstellen eines komplett neuen Vertrags.
Streitbeilegung: Aufgrund der Unveränderlichkeit von Smart Contracts kann die Beilegung von Streitigkeiten kompliziert sein.
Datenschutz und Anonymität: Da Smart Contracts auf Blockchain-Technologie basieren, könnten Fragen zum Datenschutz und zur Anonymität der Beteiligten aufkommen.
Schutz von Verbraucherinteressen: Wie können Verbraucherrechte im Rahmen von Smart Contracts gewahrt werden, insbesondere angesichts des automatisierten und unveränderlichen Charakters von Smart Contracts?
Jurisdiktion: Da Blockchain-Netzwerke von Natur aus dezentralisiert sind, könnte die Frage aufkommen, welches Gericht zuständig ist, wenn es zu Rechtsstreitigkeiten kommt.
Trotz der aktuellen Herausforderungen wird erwartet, dass Smart Contracts immer häufiger eingesetzt werden und letztendlich die Art und Weise, wie wir Verträge abschließen, verändern können. Wann und wie sich auch deutsche Gesetzgeber damit befassen und eine rechtliche Grundlage beschließen, bleibt abzuwarten.
Bitte beachte, dass die rechtlichen Aspekte von Smart Contracts ein sich schnell entwickelndes Feld sind und aktuelle Informationen von wesentlicher Bedeutung sind. Es ist immer ratsam, sich rechtlichen Rat von einem Fachanwalt einzuholen.
Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen
Interoperabilität
Die Interoperabilität zwischen verschiedenen Blockchain-Plattformen und Smart Contract-Protokollen ist eine wichtige Herausforderung, um die breite Akzeptanz und Anwendung von Smart Contracts zu fördern.
Skalierbarkeit
Die Skalierbarkeit der Blockchain-Technologie ist entscheidend, um den wachsenden Anforderungen an Transaktionsgeschwindigkeit und -volumen gerecht zu werden. Fortschritte in Bereichen wie Layer-2-Lösungen oder Sharding können dazu beitragen, diese Herausforderungen zu bewältigen.
Datenschutz und Anonymität
Verbesserungen in den Bereichen Datenschutz und Anonymität von Smart Contracts sind erforderlich, um den Datenschutzbedenken von Nutzern gerecht zu werden. Ansätze wie Zero-Knowledge-Proofs oder vertrauliche Smart Contracts können mögliche Lösungen bieten.
Gesetzliche Regelungen und Standardisierung
Die Schaffung klarer gesetzlicher Rahmenbedingungen und branchenweiter Standards kann dazu beitragen, Rechtssicherheit und Vertrauen in Smart Contracts zu erhöhen.
Fazit
Smart Contracts haben das Potenzial, die Vertragsabwicklung und Geschäftsprozesse in verschiedenen Branchen grundlegend zu verändern. Trotz bestehender Herausforderungen und Unsicherheiten bieten sie bedeutende Vorteile in Bezug auf Effizienz, Transparenz und Sicherheit. Durch technologische Fortschritte, rechtliche Klarheit und breitere Akzeptanz könnten Smart Contracts eine zentrale Rolle in der digitalen Wirtschaft der Zukunft einnehmen.
Über den Autor
Hi, ich bin Philipp. 👋
Gründer kryptovergleich.de
Seit 2017 beschäftige ich mich intensiv mit den Themen Bitcoin, Kryptowährungen und Blockchain. Im selben Jahr gründete ich die erfolgreiche Krypto-Lernplattform cryptolist.de, die 2023 durch kryptovergleich.de abgelöst wurde. Mittlerweile blicke ich auf über 12 Jahre Praxiserfahrung im IT-Sektor zurück und beschäftige mich leidenschaftlich gerne mit neuen Technologien und Finanzthemen.
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